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NSG Perlen- und Fuhrtsbachtal.
Der Perlenbach von der Bieley aus betrachtet
Allgemeines:
Zu einem der schönsten Bachtäler der Eifel gehören die Täler des Perlen- und des Fuhrtsbaches. Zu Ostern sind sie von einem großen Narzissenmeer gelb eingefärbt. Im Sommer erstrahlen sie in weißen Bärwurz- und rosafarbenen Schlangeknöterichwiesen. So stellen sie sowohl im Frühling als auch im Sommer eine besonders schöne Attraktion der Eifel dar. Natürlich sind diese Täler nicht von Natur aus mit strahlenden Blumenwiesen geschmückt. Die Wiesen entstanden durch Jahrhunderte lange traditionelle Landwirtschaft. Im 12 Jhd. etwa wurden die ursprünglichen Laub- und Auenwälder einiger Bachtäler der Eifel gerodet um Heuwiesen anzulegen. Mitte Juli bis Anfang August wurden die Wiesen gemäht. Bei der Heuernte halfen die ganzen Familien der Bauern mit. Das Heu wurde bis 1925 noch mit Ochsenkarren in die umliegenden Dörfer transportiert und dort als Winterfutter für die Kühe, Schafe und Pferde verwendet. Durch das ständige Abtragen des Heu wurden die Wiesen allmählich immer mehr ausgemagert. Um ihnen wieder Nährstoffe zuzuführen wurden die Bäche zur Zeit der Schneeschmelze, wenn die Bäche stark mit schwebstoffreichem Wasser anschwellten, mit Steinen, Holz und Erde aufgestaut und das Wasser in Hanggräben, sogenannte Flüxgräben, umgeleitet. Von diesen Gräben aus wurden die Wiesen mit dem schwebstoffreichen Wasser der Bäche durchrieselt. Hierbei fand die Berieselung der einzelnen Wiesen genau nach Plan statt. Jedem Bauer war vorgeschrieben, wann er seine Wiesen berieseln musste. Die Flüxgräben wurden das erste mal im 15. Jhd erwähnt. Somit wurde die Flüxwirtschaft mindestens für 600 Jahre betrieben. Anfang des 20. Jhd rentierte sich die Heuwirtschaft nicht mehr. Die Gäben verwaisten und viele Bereiche der Täler wurden in den 50er Jahren mit Fichten aufgeforstet. Durch die Aufforstungen verschwanden viele blumenreiche Wiesen mit den darin lebenden Pflanzen und Tieren. In den 70er Jahren erkannten Naturfreunde, dass innerhalb kürzester Zeit wertvolle, artenreiche Gebiete verschwanden und dass die letzten ihrer Art unbedingt geschützt werden mussten. Das Perlenbachtal und Fuhrtsbachtal wurden zusammen im NSG "Perlen- und Furtsbachtal" unter Schutz gestellt. Die NRW-Stiftung und die Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen kauften einige Gebiete auf, begannen diese zu entfichten und pflegten die entfichteten Gebiete. innerhalb kürzester Zeit wanderten die Narzissen, der Bärwurz und der Schlangenknöterich wieder in die entfichteten Bereiche ein und die blumenreichen Wiesen begannen sich wieder auszubreiten. 1988 konnten in Zusammenarbeit der NRW-Stiftung, dem Naturpark Nordeifel, dem Amt für Agrarordnung in Aachen, der Stadt Monschau und dem zuständigen Forstamt weitere 50 ha aufgekauft und entfichtet werden. Auch hier entstanden wieder blumenreiche Wiesen und Laubmischwälder. Heute sind hier Neben Feuchtwiesen, Laubmischwäldern und Fichtenforsten auch Magerrasen, Sümpfe, Moore und Weidengebüsche zu finden. Um die Wiesen zu erhalten werden sie heute wieder extensiv genutzt. Sie werden nicht gedüngt und auch nicht gespritzt. Dafür werden sie einmal im Jahr gemäht. Die Mahd findet bei den Feuchtwiesen in der ersten Woche des Juli statt. Die trockenen Borstgrasrasen mit Arnika werden Ende Juli / Anfang August gemäht. Die Lupinen, die zur Zeit der Auffichtungen zur Stickstoffaufbesserung des Bodens ausgesät wurden, wurden nach Möglichkeit wieder entfernt. Lupinen gehen wie die meisten anderen Schmetterlinsblütler (Fabaceae, Leguminosen) mit Stickstoffbindenden Bakterien Symbiosen ein und sorgen somit für eine höhere Stickstoffkonzentration im Boden. In der Landwirtschaft wird diese Gründüngung gerne angewendet, damit die Kulturpflanzen besser wachsen. In unseren heimischen Natur, und hier vor allem in den Naturschutzgebieten, sind diese eingebürgerten Gründünger nicht gerne gesehen. Unsere heimische natur ist nicht an hohe Stickstoffkonzentrationen angepasst. Wenn der Stickstoffgehalt im Boden relativ hoch ist haben stickstoffliebende Pflanzen wie z.B. die Brennnessel besserer Überlebenschancen und überwuchern die an nährstoffarme angepassten Pflanzen.
Der Perlenbach wurde früher als Schwalmbach bezeichnet. Im 14 Jh. wurde in ihm die heute sehr seltene Flussperlmuschel entdeckt. Seit dem wird er als Perlenbach bezeichnet. Er entspring im Hohen Venn in Belgien, fließt auf deutscher Seite zwischen Kalterherberg und Höfen durch die Eifel und Mündet hinter dem Stausee "Perlenbachtalsperre" in der Nähe von Monschau in die Rur. An der Höfener Mühle mündet der Furtsbach in den Perlenbach. Beide Bäche fließen in natürlichen Mäandern durch ihre Täler und sind Teil des großen Einzugsbereiches der Rur.
In diesem abgelegenen Teil der Rureifel wachsen etwa 350 Arten von Farn- und Blütenpflanzen und mehr wie 70 Moosarten. Dazu kommen hier 45 Mollusken-, 25 Tagfalter- und 12 Libellenarten vor. Zudem leben hier 6 einheimische Fischsorten, 9 Amphibien- und Reptilienarten, über 80 Vogelarten und 30 Säugetierarten. Hiervon sind 120 Arten in NRW bedroht. Manche sind sogar vom Aussterben bedroht.
Flüxsgraben im Fuhrtsbachtal.
Narzissenwiese im Perlenbachtal.
Das Tal ist vor allem wegen der Millionen Narzissen bekannt. Aber es gibt noch viel mehr zu sehen. Im Gebiet kommen viele Sorten an Pflanzen vor, welche in NRW auf der Roten Liste stehen. Hierzu gehören z.B. Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris), Armblütige Segge (Carex pauciflora), und Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris), Bärwurz (Meum athamanticum), Moorlilie (Narthecium ossifragum), Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum), Geöhrtes Habichtskraut (Hieracium lactucella), Gewöhnlicher Seidelbast (Daphne mezereum), Sumpf-Veilchen (Viola palustris), Arnika (Arnica montana) und Nördlicher Streifenfarn (Asplenium septentrionale). Weiter wachsen hier Gewöhnliche Pestwurz (Petasites hybridus), Busch-Windröschen (Anemone nemorosa) und Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius). Dazu kommt hier die Heidewicke (Vicia orbobus) vor. Die Heidewicke ist in NRW nur hier bekannt. Ausserdem ist hier noch der Krause Rollfarn (Cryptogramma crispa) zu finden, welcher normalerweise nur in den Hochgebirgen zu finden ist. Auf dem Felsen "Engelsley", stromabwärts des Stausee, wachsen die Protonema des seltenen Prächtiger Dünnfarn (Trichomanes speciosum). Die adulten Sporophyten sind bisher in Deutschland noch nicht gefunden worden, wohl aber in den Vogesen. Bei den deutschen Vorkommen handelt es sich wohl nicht um Eiszeitrelikte sondern um postglaziale Wiederbesiedlungen.
Fauna
Mädesüß-Perlmuttfalter (Brenthis ino) Reh (Capreolus capreolus).
Blauschillernder Feuerfalter (Lycaena helle)
Der Blauschillernde Feuerfalter lebt in Feuchtwiesen. Seine Raupen leben von Schlangenknöterich (Polygonum bistorta). So wie die Wiesen im Juni von der rosa Blüte des Schlangenknöterichs übersäht sind so sind sie im auch im Juni und Juli von diesem Falter, dessen Flügeloberseiten bei beiden Geschlechtern in einem wunderbaren lebhaften violett schillernd leuchten.
Randring-Perlmuttfalter (Proclossiana eunomia, Boloria e., Clossiana e.) Der Randring-Perlmuttflater ist an der Reihe gleichmäßiger, großer, schwarzer Ringe mit einem weißen Fleck in jedem Ring auf der Flügelunterseite zu erkennen. Er lebt in Mooren sowie in Feuchtwiesen. Auch er ist wie der Blauschilllernde Feuerfalter auf das Vorkommen von Schlangenknöterich angewiesen. Wenn der Schlangenknöterich in großen Mengen vorkommt, wie es im NSG Perlen- und Furtsbachtal der Fall ist, kann auch dieser Schmetterling in Mengen auftreten.
Mädesüß-Perlmuttfalter (Brenthis ino)
Der Mädesüß-Perlmuttfalter ist vom Brombeer-Perlmuttfalter (Brenthis daphne ) nur schwer zu unterscheiden. Im Vergleich zum Brombeer-Perlmuttfalter soll er auf der Flügelunterseite nur einen schmalen violetten Fleck haben. Beim Brombeer-Perlmuttfalter dagegen ist nahezu die ganze äußere Hälfte violett verfärbt sein. Beide kommen aber auf Grund der unterschiedlichen Futterpflanzen in unterschiedlichen Habitaten vor. Während der Brombeer-Perlmuttfalter Brombeerarten und somit eher auf Wälder oder Waldränder angewiesen ist, kommt der Mädesüß-Perlmuttfalter auf Feuchtwiesen vor. Seine Raupen nehmen neben dem Mädesüß (Filipendula ulmaria) auch Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis ) und das Steifblättrige Knabenkraut ( Dactylorhiza incarnata) als Futterpflanzen an.Da der Brombeer-Perlmuttfalter aber im Perlenbachtal bzw. im Furtsbachtal nicht vorkommt können die beiden hier kaum verwechselt werden. Der Mädesüß-Perlmuttfalter fliegt in der Zeit von Juni bis August.
Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera), der Namengeber des Perlenbaches.
Waldeidechse, Mooreidechse, Bergeidechse, ... (Lacerta vivipara). Die Waldeidechse hat viel Namen, da sie im Gegensatz zu anderen Eidechsen sehr viele Habitate besiedeln kann. Sie ist lebend gebärend und ist somit nicht auf spezielle Habitate angewiesen. Andere Eidechsen brauchen z.B. warme Erdstellen an denen sie ihre Eier legen können und an denen die Eier von der Wärme aus der Umgebung ausgebrütet werden können. Solche warmen Stellen gibt es in den Wäldern, in den Bergen und in den Mooren kaum. Daher fehlen in diesen Gebieten in der Regel alle Eidechsen ausser der Waldeidechse. Auf Grund ihrer vielen Namen haben wir aus Scherz begonnen ihr immer den Namen zu geben, der auf dem Untergrund auf dem wir sie gerade gefunden haben, aufgebaut ist. So z.B. Schlagflureidechse, Straßeneidechse, Baumstumpfeidechse, Wieseneidechse, ...
Rothirsch (Cervus elaphus)
Reh (Capreolus capreolus)
Fuchs (Vulpes vulpes)
Wildschwein (Sus scrofa)
Eichhörnchen (Scirus vulgaris)
Biber (Castor fiber)
Rotmilan (Milvus milvus)
Bussard (Buteo buteo)
In den Bäumen tummeln sich allerlei Arten von Meisen und Finkenvögeln.
Neuntöter (Lanius collurio)
Wasseramsel (Cinclus cinclus)
Selbst der Schwarzstorch (Ciconia nigra) ist im Gebiet auf Futtersuche anzutreffen.
Der Schwarzspecht lässt regelmäßig seinen Ruf hören.
Neuntöter (Lanius collurio). Höhlen des Schwarzspechtes (Dryocopus martius). Schwarzstorch (Ciconia nigra).
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